Dienstag, 9. Oktober 2007

Meine Kommentare zu Stoibers Rücktritt

Hinweg geblasen

Die Lobpreisungen von Stoibers politischen Leistungen mögen nachdem Motto, wer spräche schlecht über Tote, hinnehmbar sein, sollten sie aber ernst gemeint sein, so übersehen sie den entscheidenden Nachteil, über den Stoiber schließlich auch gestolpert ist: seine Eitelkeit, die er über alles stellte. Hat man denn seine unerträgliche Illoyalität schon wieder vergessen, als er sich weigerte, der auch von der CSU ausgewählten Kanzlerkandidatin unterstützend zur Seite zu treten, und dann das beschämende Getue um seine Beteiligung an der Bundesregierung bis zur nächtlichen Flucht nach München! Loyalität hat er stets seiner Eitelkeit hintangestellt, auch als er sich sämtlicher Weggefährten aus der Ära Franz Josef Strauß entledigte, oft nicht weniger hinterlistig, wie er seinen Vorgänger Max Streibl abservierte. Die Eitelkeit hatte ihm nun offensichtlich auch den Blick verstellt, als ihm nach seiner Abkehr von Berlin die nunmehrigen Parteifreunde ihrerseits die Loyalität entzogen, weil sie schon zu sehr mit den neu zu verteilenden Ämtern geliebäugelt hatten. Wäre Stoiber wirklich der Politiker, als den ihn nun so viele preisen, dann hätte er die Palastrevolution spielend niedergerungen. Sie hat ihn aber wie welkes Laub einfach weggeblasen

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Dass Stoibers Abschied trotz alle Hymnen ein wenig lau verläuft, ehrt die Parteigenossen, die ihn schließlich gestürzt haben. Dass er trotz seiner Leistungen gestürzt wurde, hat er seiner überzogenen Eitelkeit zu verdanken, die letztendlich immer mehr seine politischen Entscheidungen bestimmte. Allein wenn man an die unerträgliche Illoyalität Stoibers im letzten Bundestagswahlkampf der CDU/CSU denkt, wo er sich nie zu einer wirklichen personellen Unterstützung der auch von seiner Partei bestimmten Kanzlerkandidatin durchringen konnten, bis hin zu seinem Geziere über ein Ministeramt. Als er nächtens dann wieder nach München floh und sogleich zusammen mit den dortigen Parteifreunden zu einer Generalaudienz zum Papst nach Rom fuhr, sah man ihn dem hintersinnig lächelnden Papst gegenübersitzen, der nach einigem Schweigen zu ihm bemerkte: „So, Sie bleiben nun doch in München." Diese in vielen Nachrichten übertragene Szene sagte mit einfachen Worten alles aus: was soll er denn nun wieder München, wo andere schon im üblichen Streit ihre neuen Betten bereiteten. So einfach ist das und auch sein Sturz, ihm so unerklärlich, weil er bis zum Schluss nicht begriff, dass divahaftes Getue nicht politische Abwehrstrategien, nun gegen seine sogenannten Parteifreunde, ersetzte. Hochmut kommt eben vor dem Fall – wo er sich doch wähnte, gar seinen politischen Ziehvater hinter sich gelassen zu haben. Auch da hat er etwas Wesentliches verkannt: Franz Josef Strauß war nicht nur ein Vollblutpolitiker mit weitreichenden Visionen, sondern auch ein Mensch aus Fleisch und Blut und voll von Lebens- und Genussfreude, die er zusammen mit seinen Freunden und Feinden genoss oder auch litt. Stoiber stand seit je wie ein blasser Musterschüler daneben, der, wie sich erwiesen mochte, seine Vokabeln sogar besser als sein Ziehvater gepaukt hatte, aber nur zweidimensional blieb, also flach, weil ihm die dritte Dimension des prallen Lebens verborgen blieb. Diese Prallheit haben viele Strauß vorgeworfen, so hinterließ er uns Stoiber als seine Strafe. Wie es scheint hat sich indes auch Stoiber schon wieder gerächt und hinterlässt uns Huber und Beckstein als seine Strafe.

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Das ist schon richtig so, mit seinem Rücktritt. Der verstorbene Peter Glotz, auch früherer Generalsekretär der SPD, explodierte einmal in einem Fernseh-Interview auf seine für ihn typische Weise, als man nicht nachließ, ihm eine nachteilige Bemerkung über die politische Arbeit von Franz Josef Strauß zu entlocken: das müsse er doch nun klarstellen, ein Mann wie Franz Josef Strauß, bei dem die Politik gestimmt habe, sei ihm alle Mal lieber als jemand wie Edmund Stoiber, bei dem zwar sicherlich die Portokasse stimme, dem aber jede politische Absicht fehle. So lag Stoibers Leistung auch darin, die bayerische CSU aus dem vermeintlichen Strauß'schen Sumpf gezogen zu haben, mit Erfolg und dem Flair verdienter Saubermänner, die den klaren Duft gereinigter Toiletten verbreiten. Manchem Alt-68er, der früher beim bloßen Erwähnen des Namens Strauß trotz Kirchenaustritt ein dreimaliges Kreuzzeichen schlug, dämmerte nach und nach die Lehre, die Strauß uns mit seinem Kronprinzen hinterließ, bis zur „späten Anerkennung":


Wie hat man ihn uns damals lästern sehen-
ob seiner großpolitischen Ideen,-
heute wissen wir, was kam heraus, -
Edmund Stoiber als die Strafe Strauß'. -

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Schönheit ist ein Argument
Wenn es stimmt, dass viele Frauen Seehofers Sexappeal schätzen, dann darf ich meine Unterstützung von Pauli mit eben diesem Argument begründen, ihr Bild ist mir jedes Mal eine Freude. Beckstein wirkt da schon vermutlich auf beiderlei Geschlecht verhaltener. Wenn wir aber den politischen Marketingstrategen glauben, dann kommt es bei Wahlentscheidungen wesentlich auf das Aussehen an – eine Aussage die mir wenig verständlich erscheint, wenn ich die Photos unserer gewählten PoltikerInnen durchmustere.

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Latexallergie

Bravo! Die Reaktionen in und um der CSU weisen die Merkmale einer Latexallergie auf (übersteigerte Abwehrreaktion). Die Betroffenen sollten bedenken (aus der Informations Broschüre der Fa. Allergopharma; Reinbeck): „Es gibt etwa 40.000 latexhaltige Artikel auf dem Markt. In nahezu allen Lebenslagen kann der Latexallergiker unwissentlich mit dem Allergen konfrontiert werden.” 04.04.2007

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